Im Fokus: genetisch bedingter Krebs – vererbte Verantwortung
Dies ist ein Veranstaltungsinhalt von SURVIVORS HOME am 04.12.2025.
Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Frage, wie genetische Faktoren das Krebsrisiko beeinflussen, welche Bedeutung Biomarker für Diagnostik und Therapie haben und wie Familien mit einer möglichen erblichen Belastung umgehen. Moderator Marco Ammer führt durch das Gespräch mit Hon. Prof. Dr. Katharina Tiemann, Andrea Hahne und PD Dr. Ute Goerling.
Hon. Prof. Dr. Katharina Tiemann erklärt, dass nur ein kleiner Teil des menschlichen Erbguts Unterschiede aufweist, diese aber entscheidend für Eigenschaften und Gesundheitsrisiken sind. Sie erläutert den Unterschied zwischen somatischen Mutationen im Tumor und vererbbaren Keimbahnmutationen. Am Beispiel von BRCA1 und BRCA2 zeigt sie, wie genetische Veränderungen identifiziert werden und welche Rolle sie für personalisierte Therapien spielen. Tumorgewebe wird dafür über spezialisierte Verfahren sequenziert und ausgewertet. Die Ergebnisse fließen in Tumorboards ein und dienen behandelnden Ärzten als Grundlage für Therapieentscheidungen.
Andrea Hahne berichtet aus persönlicher Perspektive über ihre eigene Mutation, die familiäre Krankheitsgeschichte und den Einfluss der Diagnose auf ihr Leben. Sie beschreibt, wie genetische Befunde Klarheit, aber auch Belastung bringen, insbesondere im Hinblick auf die eigenen Kinder. Sie betont, dass Mutationen Wahrscheinlichkeiten erhöhen, aber keine Erkrankung garantieren. Lebensstil und weitere Faktoren haben zusätzlichen Einfluss. Aus ihrer Erfahrung in der Selbsthilfe schildert sie typische Fragen: Soll eine Testung erfolgen? Welche Früherkennung ist sinnvoll? Welche sozialrechtlichen Themen oder Versicherungsfragen entstehen? Außerdem weist sie darauf hin, dass BRCA-Mutationen nicht nur Brust- und Eierstockkrebs, sondern auch andere Tumorarten betreffen können.
PD Dr. Ute Goerling beleuchtet die emotionale Dimension genetischer Befunde. Ratsuchende kommen häufig mit der Sorge vor einer möglichen Erkrankung, mit Fragen zur Testentscheidung oder mit Ängsten nach einem positiven Ergebnis. Psychoonkologische Beratung unterstützt dabei, mit Unsicherheit, Angst und familiären Erwartungen umzugehen. Wichtig ist dabei auch das Thema „vererbte Verantwortung“ – besonders im Zusammenhang mit Kinderwunsch oder dem Umgang mit Erkrankungen in der Familie. Sie betont, dass psychoonkologische Unterstützung bereits vor einer Testung hilfreich sein kann, um individuelle Wege im Umgang mit Risiko und Entscheidungsdruck zu finden.
Der Beitrag macht deutlich, wie stark genetische Diagnostik die moderne Krebsmedizin verändert und dass sie weit über die unmittelbare Therapie hinausreicht. Sie betrifft ganze Familien – medizinisch, emotional und sozial. Gleichzeitig zeigt die Diskussion, wie wichtig gute Aufklärung, verlässliche Beratung, interdisziplinäre Zusammenarbeit und niedrigschwellige Angebote wie Selbsthilfe oder psychoonkologische Unterstützung sind.
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