Selbsthilfe – der richtige Zeitpunkt
Katharina Erkelenz sagt:
Ich kann jeden nur ermuntern, dass wenn er das Gefühl hat, dass er sich mit anderen Betroffenen austauschen möchte, dass er dies dann auch tut. Und da gibt es kein Richtig und kein Falsch, da muss man sich auch von seinem Bauchgefühl leiten lassen. Für mich spielte die Selbsthilfe zu Beginn meiner Erkrankung eine große Rolle, insbesondere die in den sozialen Medien, die auf Facebook. Ich konnte nicht so raus, ich war ja relativ heftig ans Haus gebunden, ich brauchte Verbündete in diesem Kampf, ich brauchte Frauen, die genau das Gleiche mitmachten, das spielte für mich eine sehr, sehr große Rolle, mich dort austauschen zu können. Aber, das sage ich auch dazu, im Laufe der Zeit wurde das für mich weniger wichtig und es tat mir auch nicht immer gut. Also die Schicksale, die es so online zu lesen gibt, immer so nah zu verfolgen, das kann auch sehr kraftraubend und angsteinflößend sein. Also man erlebt ja nicht nur positive Verläufe in diesen Selbsthilfegruppen, sondern durchaus auch tödliche Verläufe, Frauen oder Männer sterben an Brustkrebs. Und dann sterben die auch an deiner Krankheit. Und sich davon abzugrenzen, das fällt mitunter sehr, sehr schwer. Und wenn man vielleicht auch merkt, dass man diese Schicksale zu sehr mit in seinen Familienalltag nimmt, dann ist es meiner Meinung nach an der Zeit, auszusteigen. Und ich für mich selber stelle auch fest, dass ich jetzt immer mehr und mehr den Fokus in Richtung Rückkehr in mein normales Leben verschiebe. Und da tut es mir gut, mich von diesen Schicksalen auch ein Stück weit fernzuhalten. Ich möchte jetzt gar nicht, dass jetzt irgendeiner denkt, dass mich das nicht schert. Das ist das Problem. Wenn ich etwas lese darüber, von schlimmen Schicksalen, dann nimmt mich das persönlich immer so sehr mit, dass mich das gefangen hält emotional und mich lähmt und mir unheimliche Angst bereitet. Und ich finde, wenn man dann merkt: „Das belastet mich zu sehr“, dann sollte man sich da rausziehen.
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