Veränderungen durch Krebs
Katharina Erkelenz sagt:
Ich konnte identifizieren, was mich in meinem Leben nervte, was mich aufrieb, was mir gnadenlos auf den Geist ging, und ich konnte einen Weg entwickeln für mich, dem zu entsagen. Heute lasse ich mich nicht mehr nerven, da stehe ich vorher auf und verlasse das Zimmer oder ich lege den Telefonhörer auf. Das kann mir schon passieren. Nichts ist so wichtig, als dass es wert ist, dass ich mich emotional aufreibe. Ängste haben sich verschoben. Ich hatte vor meiner Erkrankung eine panische Angst vor Spinnen. Heute nehme ich eine Spinne in die Hand und bringe sie raus in den Garten. Hätte ich nie gedacht, dass ich das mache. Ich traue mich viel mehr, weil ich denke, dass ich sonst vielleicht etwas Wunderbares verpasse. Ich habe zum Beispiel gelernt zu surfen. Aber ich nehme auch die Dinge anders wahr. Also ich habe das Gefühl, dass Natur für mich schöner geworden ist, intensiver erlebt wird, dass ich mich an kleinen Dingen unheimlich erfreuen kann und dass ich, wenn ich auch mal dünnhäutig bin, das tatsächlich jetzt auch zulasse, was ich früher gerne unter den Teppich gekehrt habe. Heute sage ich, eine royale Hochzeit rührt mich zu Tränen und ich sitze stundenlang weinend vorm Fernseher, das gebe ich gerne zu. Ich selber empfinde mich als deutlich entspannter, was Alltagsfragen angeht, also ganz klar, was nicht meine Erkrankung angeht. Da muss ich leider zugeben, dass, wenn es um meine Erkrankung geht, ich doch hin und wieder noch einmal ganz unentspannt werde, einfach weil es so ein existenzielles Thema ist. Aber in Alltagsfragen bin ich entspannter geworden, das sagen mir meine Freunde auch, dass ich mich deutlich gelockert habe. Ich rege mich nicht mehr jedes Mal wie so ein HB-Männchen auf und gehe an die Decke wegen jedem kleinen Punkt, sondern mache mir bewusst, worum es eigentlich geht, und erde mich dadurch wieder.
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