Abwendung anderer Menschen
Monika Cramer sagt:
Ich glaube ehrlich gesagt, dass ich aber auch ein ziemlich dramatischer Anblick war so während der Zeit. Also das ist für jemanden, der nicht so mit Klinik groß geworden ist oder das noch nicht so gesehen hat, dann ist das schon schlimm, wenn so ein Mensch da abgemagert mit ganz komischer Hautfarbe, mit ganz viel so Geräten rundherum und Schläuchen überall da so rumliegt. Ich hatte ja dann den Mund wirklich ganz, ganz schlimm kaputt mit lauter so Haut, also ich glaube, ich war ein richtig schlimmer Anblick. Und dass das nicht jeder anschauen möchte und kann, das verstehe ich total. Und ich verstehe auch die Menschen, die damit nicht gut umgehen können oder nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen, wenn jemand, der vor, was weiß ich, vier Monaten noch total gesund und fit aussah, plötzlich so aussieht und vielleicht auch ein bisschen so dieses Damoklesschwert über sich stehen hat: „Oh Gott, wie lange wird die noch leben?“ Das ist schwer, damit umzugehen, das verstehe ich auch. Und umso mehr finde ich das toll, wenn Leute sich da bemühen und das schaffen. Und ja, also ganzwenig Leute, die über die Zeit der Krankheit sich dann eben nicht mehr gemeldet haben oder so. Das war selten. Aber es war natürlich schon so. Und es ist natürlich so für einen selbst, wenn man halt jemanden trifft, als ich dann schon ein bisschen besser dran war, aber immer noch ziemlich schlimm aussah und dann mal so auch mal ein bisschen draußen spazieren gegangen und man jemanden trifft, den man lange kennt, der einen erst nicht erkennt und dann sofort anfängt zu weinen, puh, da muss man dann auch erst mal durchschnaufen. Aber ich habe da vollstes Verständnis. Wenn ich so jemanden sehen würde, den ich lange nicht gesehen habe und der auf einmal so ausschaut, dann ist das erschreckend. Da habe ich Verständnis und kann ich auch wirklich keinem übelnehmen.
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