
Im Fokus: Erektionsstörungen bei Prostatakrebs
Dies ist ein Veranstaltungsinhalt von SURVIVORS HOME am 06.03.2025.
Die Veranstaltung thematisiert Erektionsstörungen, die nach einer Prostatakrebs-Behandlung auftreten können. Moderator Marco Ammer führt durch das Gespräch mit Prof. Dr. Gralf Popken, einem Experten für Urologie und urologische Chirurgie. Ziel der Veranstaltung ist es, Ursachen, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen sowie betroffene Männer zu ermutigen, das Thema offen anzusprechen und sich Hilfe zu suchen.
Erektionsstörungen – ein Tabuthema?
Prof. Popken stellt fest, dass viele Männer – und auch einige Ärzte – Berührungsängste mit dem Thema haben. Sexualstörungen sind gesellschaftlich oft tabuisiert, und insbesondere Männer tun sich schwer, über Erektionsprobleme zu sprechen. Das führt dazu, dass viele Betroffene erst spät oder gar nicht medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.
Dabei sind Erektionsstörungen weit verbreitet: In Deutschland leiden etwa sechs bis zehn Millionen Männer darunter. Neben altersbedingten Veränderungen spielen auch Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen eine Rolle, da sie die Durchblutung und Nervenfunktion beeinträchtigen können.
Warum treten Erektionsprobleme bei Prostatakrebs auf?
Bei Männern, die an Prostatakrebs erkrankt sind, können neben den allgemeinen Risikofaktoren auch die Erkrankung selbst sowie deren Behandlung zu Erektionsstörungen führen. Prof. Popken erklärt, dass vor allem folgende Therapiemethoden die Sexualfunktion beeinflussen:
- Operation (radikale Prostatektomie): Während der Entfernung der Prostata können Nerven und Gefäße geschädigt werden, was direkt zu Erektionsproblemen führen kann.
- Strahlentherapie: Die Schädigung tritt hier oft schleichend ein, meist erst nach fünf bis zehn Jahren.
- Hormontherapie: Diese senkt den Testosteronspiegel, was weniger die Erektion als vielmehr die Libido beeinflusst.
- Chemotherapie: Sie hat eher indirekte Auswirkungen, indem sie die allgemeine körperliche Verfassung verändert.
Regeneration und Heilungschancen
Nach einer Operation gibt Prof. Popken betroffenen Männern etwa ein bis zwei Jahre Zeit, in denen sich die Erektionsfähigkeit mit Unterstützung regenerieren kann. Moderne OP-Techniken, insbesondere die Roboterchirurgie, ermöglichen eine genauere Schonung der Nerven, was die Chancen auf eine bessere Erholung der Potenz erhöht. Allerdings hängt die Regeneration stark vom individuellen Krankheitsverlauf und dem Ausmaß der Nervenverletzung ab.
Diagnosemöglichkeiten – Ursachen genau abklären
Erektionsstörungen können verschiedene Ursachen haben. Deshalb ist eine genaue Diagnose entscheidend, um die richtige Behandlung zu finden. Neben einer ausführlichen Anamnese und der Berücksichtigung von Begleiterkrankungen (z. B. Diabetes oder Herz-Kreislauf-Probleme) kann ein Sildenafil-Test durchgeführt werden. Dabei nimmt der Patient eine Tablette mit dem Wirkstoff Sildenafil ein – tritt daraufhin eine Erektion auf, sind die Nervenbahnen noch funktionsfähig.
Behandlungsmöglichkeiten – was kann helfen?
Prof. Popken stellt verschiedene Therapieansätze vor:
- Medikamentöse Therapie:
- PDE-5-Hemmer (z. B. Sildenafil, Tadalafil) verstärken die Durchblutung im Penis.
- Nebenwirkungen können Kopfschmerzen, verstopfte Nase oder Rückenschmerzen sein.
- Achtung: Diese Medikamente dürfen nicht mit bestimmten Herzmedikamenten (z. B. Nitraten) kombiniert werden!
- Spritzen- und Lokalanwendungen:
- Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT): Eine Injektion in den Penis löst direkt eine Erektion aus.
- Nebenwirkung: Ein Priapismus (schmerzhafte Dauererektion über drei Stunden) ist ein Notfall und muss medizinisch behandelt werden.
- Mechanische Hilfsmittel:
- Vakuumpumpe: Erzeugt ein Vakuum, um die Durchblutung anzuregen.
- Erektionsringe: Halten das Blut im Penis und verlängern die Erektion.
- Schwellkörperimplantate:
- Dauerhafte Lösung für Männer, bei denen andere Methoden nicht helfen.
- Operativer Eingriff mit Kosten von etwa 7.000 € (wird in bestimmten Fällen von der Krankenkasse übernommen).
- Sehr hohe Zufriedenheitsrate, aber irreversible Methode.
Psychologische Unterstützung und Lebensqualität
Neben den körperlichen Aspekten spielen auch psychische Faktoren eine große Rolle. Männer, die an Erektionsstörungen leiden, ziehen sich oft zurück, was auch die Partnerschaft belastet. Daher kann eine Paar- oder Sexualtherapie helfen, mit den Veränderungen umzugehen. Leider werden diese Therapien nicht immer von der Krankenkasse übernommen.
Ein wichtiger Punkt: Offenheit ist der Schlüssel. Männer sollten sich nicht scheuen, über ihre Probleme zu sprechen – sei es mit ihrem Partner, einem Urologen oder einem spezialisierten Andrologen. Falls ein Arzt nicht ausreichend auf das Problem eingeht, empfiehlt Prof. Popken, sich eine zweite Meinung einzuholen.
Fazit: Erektionsprobleme sind behandelbar!
Erektionsstörungen nach einer Prostatakrebs-Therapie sind häufig, aber behandelbar. Es gibt viele Therapieansätze – von Medikamenten über mechanische Hilfsmittel bis hin zu operativen Lösungen. Entscheidend ist, das Problem aktiv anzugehen und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Offenheit gegenüber dem Partner und professionelle Unterstützung können zusätzlich helfen, die Lebensqualität zu erhalten oder wiederherzustellen.
- coronavirus Prostatakrebs
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