Komplementärmedizin: die gute Ernährung
Thema Komplementärmedizin: Eine Säule ist der Bereich Ernährung. Kurze Einstiegsfrage an Sie: Was ist Ihr Lieblingsessen?
Mein Lieblingsessen, das ist eine sehr einfache Frage für mich. Ich mag gerne Obst und Gemüse. Am liebsten Äpfel. Ich sterbe für Äpfel. Also ich esse divers alles, was gerade auf den Tisch kommt. In der Jahreszeit, wo es geerntet wird.
Was raten Sie den Patienten und Patientinnen, wenn es um das Thema Krebsdiäten geht?
Na, das ist ein weit verbreiteter Irrtum oder Aberglaube, dass es verschiedene Diäten gibt, mit denen man Krebs auch behandeln könne. Ich kann ja mal zwei, drei umreißen.
Es gibt eine Diät, die sagt, dass man, wenn man über drei bis vier Monate nur flüssige Nahrung zu sich nimmt, jeder Krebs aushungern würde. Ist natürlich wissenschaftlicher Unsinn. Dann gibt es eine andere Diät, die sagt, um Himmels Willen keinen Zucker. Denn in manchen Krebszellen gibt es ein Enzym, das hat auch einen ganz komplizierten Namen, diese Enzym reagiert auf Zucker. Und wenn man Zucker isst, wird dieses Enzym in den Krebszellen aktiviert. Dann explodiert die Krebszelle und tötet uns. Ist wissenschaftlich auch überhaupt nicht haltbar. Es werden zwar Krebsdiäten angeboten, die sich manchmal auch sehr plausibel anhören. Aber nichts ist bewiesen. Und ein großes Problem ist, man kann ja auch etwas falsch machen über eine Krebsdiät. Man kann eine einseitige Ernährung haben und dadurch geschwächt sein. Man kann von verschiedenen Substanzen zu viel dann zu sich nehmen und damit auch das Krebswachstum fördern. Also ich würde sagen, jeder Krebspatient sollte doch, ja, sich halbwegs normal ernähren.
Können wir durch Nahrungsergänzungsmittel unsere Defizite kompensieren?
Ja, also es gibt ja eine Handvoll oder noch mehr, hunderte Nahrungsergänzungsmittel auf Vitamin-, auf Spurenelementbasis, die sehr breit angelegt sind. Wenn man ganz ehrlich ist, solange man essen kann, sind alle diese Präparate unnütz. Sie können sogar gefährlich sein, weil in vielen Präparaten auch krebserregende Substanzen drin sind. Das macht man sich eigentlich gar nicht klar. Das heißt, sich mit Nahrungsergänzungsmitteln aufzuholen, was man über die Ernährung nicht geschafft hat, ist eigentlich unmöglich. Und es gibt auch überhaupt Null Untersuchungen dazu, dass man über breit angelegte Nahrungsergänzungsmittel irgendetwas erreichen kann. Man kann keine Vorbeugung damit betreiben, man kann keine Therapie damit betreiben. Es ist einfach schlicht unmöglich, damit etwas zu machen.
Was legen Sie den Patienten an das Herz?
Der Hauptpunkt ist ja, dass viele Patienten unter Chemo- oder Strahlentherapien bestimmte Sachen nicht mehr essen können, nicht mehr vertragen können. Weil sie anders schmecken, weil der Geschmack sich verändert hat. Und wir sagen dann unseren Patienten immer, man braucht im Prinzip nur drei Sachen zu befolgen. Kann hunderte Bücher vergessen, damit kann man eigentlich die Ernährung kompensieren. Wenn das Gewicht halbwegs normal ist-. Und Normalgewicht ist ja auch ein großes Thema, es muss ja nicht jeder rappeldünn sein, das ist nicht Normalgewicht. Normalgewicht heißt ja, man darf ein paar Kilo mehr haben, es sollten aber Muskeln darunter sein. Denn Muskeln sind Schutzfaktoren. Also wir gehen mal davon aus, eine normalgewichtige Patientin unter eine Chemotherapie bei Brustkrebs. Dann sagen wir, bitte esst nur, was euch schmeckt, was euch bekommt und was drinnen bleibt. Das ist im Moment wichtig. esst bitte nie gesunde Sachen mit Wiederwillen, denn Wiederwillen bleibt lange erhalten. Aber so eine Therapie ist ja meist in ein paar Monaten vorbei. Und danach will man die gesunden Sachen wieder essen. Das heißt also, alles, was geht, alles, was schmeckt. Aber bitte ausgewogen, ganz wichtig. Zweiter Punkt, Obst und Gemüse sollte dabei sein. Und da braucht man keine Eimer zu essen. Es reicht, wenn man das regelmäßig macht. Jeden Tag so ein bisschen Obst und Gemüse und man hat eigentlich die breit angelegten Vitamine und Spurenelemente, die man braucht. Und der dritte Punkt ist Trinken. Ungeheuer wichtig, gerade während einer Chemotherapie. Denn was man beachten muss, eine Chemotherapie braucht nur einmal durch den Körper zu gehen, dann ist die in den Zellen, wo wir sie haben wollen. Dann hat man wenig Nebenwirkungen. Wenn sie aber zehn oder 20 Mal durch den Körper geht, weil zu wenig getrunken wurde, hat man natürlich entsprechend mehr Nebenwirkungen. Das heißt Trinken ist während der Therapie ungeheuer wichtig, um Nebenwirkungen zu reduzieren. Und es hat keinen Einfluss auf die Aktivität und Wirksamkeit der Chemotherapie. Und es ist auch außerhalb der Chemotherapie wichtig, genügend zu trinken. Und das kann man sehr einfach und sehr gut erklären. Wenn jemand zu wenig trinkt, fehlt ja Flüssigkeit in dem Körper. Wenn Flüssigkeit in dem Körper fehlt, fehlt auch Flüssigkeit in dem Herz-Kreislauf-System. Dann wird das Blut dicker. Dann kann unser Herz das Blut nicht so gut pumpen. Dann kommen Blut und Sauerstoff in dem Gehirn nicht an und wir werden müde oder kriegen Kopfschmerzen. Also erste Maßnahme gegen Müdigkeit, gegen Kopfschmerzen, wäre, genug zu trinken. Und die zweite Maßnahme, wäre sich ein bisschen bewegen, um Herz-Kreislauf-System in Gang zu bringen.
Krebs-Patienten haben während der Therapie häufig das Problem, Flüssigkeit aufzunehmen. Wie ist ihr Tipp?
Ja, das liegt natürlich an den Therapien, die in dem Gehirn so ein bisschen ummodellieren. Wir sagen dann unseren Patienten alles ist ja erlaubt. Man kann es mit Joghurt probieren, man kann es mit Suppen probieren, mit Wassermelonen zum Beispiel. Man muss ein bisschen findig sein.
Alles ist erlaubt in der normalen angemessenen Menge. Das muss man erstmal wissen. Mit Schokolade, gut, man sollte so ein bisschen auf die Figuren immer achten, weil Schokolade ja viele Kalorien haben. Aber sie haben auch Endorphine. Das heißt, sie machen ja auch glücklich.
Und glücklich sein während einer Therapie ist ja das A und O, was wir wollen. Also ist durchaus erlaubt. Ein Glas Rotwein ist auch eigentlich erlaubt. Es kommt auf die Menge an, die man trinkt. Und die Studienlage für Brustkrebs ist eigentlich ziemlich klar. Wenn man etwas 60 bis 80 Gramm Alkohol in der Woche trinkt, das ist umgerechnet vielleicht eine Flasche Wein, aber in der Woche, nicht am Tag, dann lebt man als Frau signifikant, also deutlich länger. Weil weniger Herzinfarkte, weniger Schlaganfälle. Also weil die Gefäßverkalkung nicht so schnell voranschreitet. Und es hat eigentlich keinen Einfluss auf die Brust. Das heißt also, auch hier kommt es natürlich auf die Menge an.