Umgang des Betroffenen mit der Erkrankung
Monika Cramer sagt:
Klar, meine Überlebenschancen sind statistisch schlecht, weniger als 30 Prozent trotz aller Therapie. Aber dann habe ich mir auch gedacht: „Na ja, ich weiß ja nicht, in welchem Topf ich sitze. Das heißt, bin ich bei den vielen Prozent, die die Krankheit nicht meistern? Oder bin ich bei den paar, die es schaffen? Und das kann mir keiner vorher sagen. Ich werde diese Therapie, so wie sie mir vorgeschlagen ist, durchziehen. Und ich werde mein Bestes tun, um da durchzukommen, möglichst gut, möglichst familienverträglich. Das werde ich alles tun, aber letztendlich weiß ich nicht, auf welcher Seite ich stehe. Das heißt, für mich habe ich eine Chance Fifty-Fifty.“ Und damit bin ich perfekt gefahren, weil ich kann es nicht ändern. Ich habe das bekommen, ich weiß nicht, warum. Letztendlich ist das für mich auch nicht zu klären und es ist auch nicht wichtig, weil eigentlich ist jetzt für mich wichtig, damit umzugehen, mit dieser Erkrankung umzugehen, mein Bestes zu tun, dass ich da vielleicht heil wieder rauskomme, weil ich denke, meine Kinder brauchen mich noch, mein Mann braucht mich, wir sind eine tolle Familie und das wäre schade, wenn ich da nicht mehr dabei wäre. Aber warum das jetzt so ist, die Frage habe ich mir nicht gestellt. Und ich habe mir auch nicht die Frage gestellt: „Mach ich das? Gehe ich jetzt durch diesen schweren Weg?“, weil mir schon vom ersten Augenblick an klar war, der Weg wird hart. Der wird hart und der wird lang und der wird schwierig. Für mich war es ein guter Umgang, zu sagen: „Ich gehe es an, ich gehe diese Erkrankung an. Ich nehme sie auch an, das ist jetzt ein Teil von mir. Ich habe mir das nicht ausgesucht, aber es betrifft mich jetzt und ich muss damit umgehen. Und ich gehe es an, indem ich mich auf diese Therapie einlasse. Und ich gehe es an, indem ich wirklich ganz kleine Schrittchen mache, einen Schritt nach dem anderen.“ Und diese Therapie ist ja dadurch auch gekennzeichnet, dass es immer wieder so Blöcke gibt, Therapieblöcke mit Chemotherapie. Und dann ist wieder eine kleine Pause, damit man sich ein bisschen erholen kann, und dann kommt das Nächste. Und dann ist wieder eine kleine Pause und dann kommt das Nächste. Und ich habe das wirklich so gemacht, dass ich wirklich eins nach dem anderen sozusagen innerlich abgehakt habe: „Okay, erster Block ist weg, überstanden, wow, super, kann man feiern.“ Dann: „Okay, nächster Block“, nicht schön, weil man dann ja schon weiß, wie es so ungefähr so ist. Der ist ein bisschen schwerer anzugehen als der erste, wo man noch so überrascht ist von der Heftigkeit der Therapie. Aber okay, auch den überstanden. Und so einfach Schritt für Schritt, in ganz kleinen Schritten immer weiter und jeden kleinen Teilerfolg einfach feiern.
- person Monika Cramer
- coronavirus Leukämie (akut)
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