Umgang des Betroffenen mit der Erkrankung
Nadja Will sagt:
Dass der Fokus auf das Leben gerichtet ist und der Krebs natürlich einen Platz hat, aber nicht den ganzen Raum einnimmt. Jetzt auch noch mal im Verhältnis gesehen, waren es bei mir zweieinhalb Zentimeter, bestimmt nicht meinen ganzen Körper und bestimmt schon mal gar nicht mein ganzes Leben. Also möchte ich, habe ich entschieden, ich kämpfe nicht wo gegen, weil ich ja auch einfach gar nicht weiß, wer da der Gegner ist. Hat sich ja leider bei mir gar nicht vorgestellt, war einfach da, ganz ungebeten. Habe mir gedacht, ich kämpfe wofür? Und das ist mein Leben. Weil ich finde, in dem Moment, wo ich mit etwas gehen und für etwas bin, macht es mir leicht. In dem Moment, wo ich einen Gegner vor mir habe, und ich gar nicht weiß, in welchem Ausmaß, weiß ich gar nicht, wie viel Kraft ich brauche, auch, sage ich mal, wogegen kämpfen hat immer viel mit Widerstand zu tun. Und ich fand es einfach besser, im flow zu sein, mit meinem Leben sozusagen. Das ist mein Ansatz gewesen und das würde ich vielen anderen auch wünschen, wenn man diese Botschaft einfach auch so weitertragen kann. Es gibt ja so einen Spruch, man weiß erst, wie stark man ist, wenn es irgendwie darauf ankommt. Fakt ist, erst in dem Moment, wo du in diesen Schuhen stehst, weißt du, was möglich ist und was nicht. Und wenn es einen Glauben gibt, ich sage das immer so oft, das ist mein Mantra irgendwie, wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, dann ist das der Glaube an die eigene Kraft. Und erst wenn ich an das Unmögliche glaube, kann ich das Mögliche möglich machen. Und ich habe SO tief unten gelegen, dass ich immer wieder aufgestanden bin, habe immer wieder Anlauf genommen. Habe schon gelernt, was möglich ist und was nicht. Sonst würde ich hier mit der Diagnose, mit der Art des Krebses waren 20, 25 Prozent aus meiner Seite, dass ich hier heute so sitze und mit T Null, also tumorfrei aus der OP gehe. Man kann das so sehen, das ist nicht so viel, aber man kann es auch so sehen, vielleicht bin ich ja auch die, die zu den 20, 25 Prozent gehört. Und letztendlich sind es alles nur Zahlen, die wo stehen. Aber wie es wird, das weiß absolut keiner und das steht auch nirgendwo geschrieben, weil das ist ja gar nicht greifbar. Weil mich gibt es ja so nicht nochmal, wie dich, wie alle anderen. Wer will mir da sagen, ob ich in diese Kategorie passe oder nicht. Wir sind alle so individuell, ich glaube, das ist so die Philosophie, die für mich, mich bis hierhergetragen hat, mutig und lebensbejahend, mit der Diagnose umzugehen.
- person Nadja Will
- coronavirus Brustkrebs
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