Umgang des Betroffenen mit der Erkrankung
Katharina Erkelenz sagt:
Mir gab am meisten Kraft der unbedingte Wunsch, mein Kind aufwachsen zu sehen. Der war damals drei, als ich erkrankte, und im Kindergarten, fand sich gerade so in seiner Welt zurecht. Und mir war bewusst, dass Kinder, die jünger sind als vier dann später wenig Erinnerungen an diese Zeit haben. Und alleine die Vorstellung, dass mein Kind sich irgendwann nicht an seine Mama erinnern könnte, hat mir wirklich das Herz zerrissen. Und so entstand in mir einfach dieser unbedingte Wunsch, mein Kind aufwachsen zu sehen und einfach auch mein altes Leben unbedingt wieder zurückhaben zu wollen. Es gibt zahllose Möglichkeiten, damit umzugehen, so wie es auch zahlreiche Typen Mensch gibt. Und jede Art und Weise hat auch ihre Berechtigung. Es gibt einen Patienten, der sagt: „Ich vertraue meinem Arzt zu hundert Prozent, ich möchte mich da gar nicht tiefer mit beschäftigen. Ich zieh das jetzt durch und gut ist“, dann gibt es welche, die fühlen sich gut aufgehoben in Selbsthilfegruppen und sprechen gerne drüber. Und es gibt Menschen wie mich, die sich sehr gerne von Anfang an umfassend informieren, viel recherchieren dazu und einfach noch mal das, was die Ärzte sagen, auch noch mal quasi nachlesen möchten. Ich habe relativ schnell angefangen, Grenzen zu ziehen, Grenzen zu setzen, für mich ganz bewusst zu selektieren: „Das tut mir gut, das tut mir nicht gut“, anzuhäufen, Dinge, die mir gut tun, Dinge wegzuwerfen, die mir nicht gut tun. Und ich habe immer hin und wieder so eine Challenge mitgemacht, ich habe mir dann am Tag auferlegt, drei Dinge zu sagen, die an diesem Tag besonders gut waren. Und das hat auch noch mal sehr geholfen, sich klarzumachen, was in dieser schrecklichen Phase doch eigentlich alles Wunderbares passiert. Manchmal bin ich mit den drei Punkten gar nicht ausgekommen. Mein Mann hat mich stark unterstützt, das Kind morgens fertig gemacht, da brauchte ich mich gar nicht drum kümmern, dass der sein Butterbrot geschmiert kriegte, und es in den Kindergarten gebracht. Und dann hatte ich auch eine Haushaltshilfe, die mir die Krankenkasse zur Verfügung gestellt hat für die gesamte Dauer der Chemotherapie. Die kam wochentags jeden Tag, insgesamt 20 Stunden die Woche. Und die hat mich bei vielen Dingen unterstützt, im Haushalt, beim Kochen, hat sich um meinen Sohn gekümmert. Ich konnte ja jetzt nun nicht mit dem Kind so immer spielen, wie ich es wollte.
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