
Künstliche Intelligenz in der Onkologie
Dies ist ein Veranstaltungsinhalt von SURVIVORS HOME am 20.03.2025.
Ziel dieses Beitrags ist es, verständlich und praxisnah darzustellen, wie Künstliche Intelligenz (KI) psychoonkologische Unterstützung bietet, Forschung beschleunigt und neue Wege in Prävention, Diagnostik und Therapie eröffnet.
Künstliche Intelligenz (KI) als Begleiter: Wie KI die mentale Gesundheit unterstützt
Zu Beginn führen Dr. Tanja Schneeberger vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und Dr. Martina Preisler vom NCT Berlin/Charité ins Thema ein. Ihr gemeinsamer Vortrag mit dem Titel „KI als Begleiter: Wie KI die mentale Gesundheit unterstützt“ beleuchtet die Anwendung KI-gestützter Technologien in der psychoonkologischen Begleitung.
Alltag mit KI – Das Beispiel „Sarah“
Anhand der fiktiven Patientin Sarah zeigen sie, wie KI den Alltag von Betroffenen erleichtert – etwa durch virtuelle Gesundheitsassistenten, die Werte interpretieren, Stressmanagement vorschlagen oder in Form einer empathischen, virtuellen Psychoonkologin Gespräche anbieten. Auch VR-Brillen zur Stressreduktion während der Therapie kommen zum Einsatz.
Grundlagen der Künstlichen Intelligenz
Es wird erklärt, was KI ist, wie sie funktioniert und wie sie durch maschinelles Lernen Muster in großen Datenmengen erkennt. Besonders hervorgehoben wird der Nutzen kuratierter Datenquellen, etwa beim „Uro-Bot“, einem spezialisierten KI-Tool für urologische Fragen, das sogar bessere Ergebnisse erzielt als der Durchschnitt bei Facharztprüfungen.
Vier Anwendungsbereiche im Alltag
Dr. Preisler zeigt vier Anwendungsfelder:
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Kommunikation und Information – z. B. die Übersetzung medizinischer Fachsprache
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Emotionale Unterstützung – durch empathische KI-Gesprächspartner
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Alltagsorganisation – z. B. Erinnerungen an Medikamente oder Termine
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Therapieentscheidungen – z. B. durch strukturierte Abwägung von Optionen
Dabei weist sie auf Risiken hin: Datenschutz, mögliche Fehlinformationen (sogenannte „Halluzinationen“) und die Bedeutung einer kritischen Haltung. Sie betont, dass KI den Menschen nicht ersetzt, sondern ergänzt.
KI in der onkologischen Prävention, Diagnostik, Therapie und Forschung
Im zweiten Vortrag gibt Dr. Damian Rieke, Facharzt für Hämatologie und Onkologie, einen Überblick über die Anwendung von KI in der Onkologie – insbesondere in Prävention, Diagnostik, Therapie und Forschung. Er betont, dass nicht jede KI gleich ist, und erläutert verschiedene Methoden wie maschinelles Lernen, unüberwachtes Lernen und generative KI.
Bildanalyse in Pathologie und Radiologie
Dr. Rieke zeigt auf, wie KI in der Pathologie und Radiologie bereits Tumoren oder Metastasen auf Bildern erkennen kann. Auch in der Dermatologie kommt KI erfolgreich zum Einsatz, etwa bei der Bewertung von Hautveränderungen. Erste Studien bestätigen, dass KI in bestimmten Fällen sogar präziser arbeitet als Expertinnen und Experten.
Fortschritt durch molekulare Mustererkennung
Ein weiterer Fortschritt liegt in der molekularen Diagnostik: KI kann anhand von Gewebebildern molekulare Tumoreigenschaften erkennen – eine Fähigkeit, die das menschliche Auge bislang nicht leisten kann. Dies eröffnet neue Perspektiven in der personalisierten Krebsmedizin.
Generative KI in Diagnostik und Therapieplanung
Dr. Rieke geht auf die Rolle von generativer KI ein – also Systemen, die mit Patient:innen interagieren und individuelle Texte oder Vorschläge generieren können. Studien zeigen, dass solche Systeme medizinische Prüfungen bestehen und Informationsmaterial verständlich aufbereiten können. Für die individuelle Therapieplanung zeigen sich jedoch noch Grenzen: Die Vorschläge der KI sind häufig nicht vollständig oder ausreichend korrekt.
Grenzen und Herausforderungen
Zentrale Herausforderungen der KI sind mangelnde Reproduzierbarkeit, unvollständige Antworten, fehlerhafte Referenzen, Sprachbarrieren und datenschutzrechtliche Bedenken. Dr. Rieke betont, dass KI-gestützte Systeme regelmäßig überprüft und stets ergänzend zum ärztlichen Fachwissen eingesetzt werden müssen.
Fazit – Chancen und Verantwortung
Abschließend sind sich die Referierenden einig: Künstliche Intelligenz bietet viele Chancen, vor allem durch niedrigschwelligen Zugang, emotionale Unterstützung und Struktur im Alltag von Betroffenen. Gleichzeitig braucht es einen verantwortungsvollen Umgang, transparente Anbieter und klare ethische Leitlinien. Die menschliche Beziehung in der Medizin bleibt durch KI nicht ersetzbar.