Vom Arzt zum Angehörigen
Eine Krebsdiagnose ist eine existenzielle Bedrohung für eine Familie und eine extreme psychische Belastung für Angehörige. Nach strapaziösen Therapien oder im schlimmsten Fall nach dem Tod eines geliebten Menschen, arbeiten Angehörige auf und suchen einen Weg aus der Krise, um ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden – für einen neuen Lebensabschnitt.
Inwiefern hat die Krebserkrankung Ihres Angehörigen Ihr Verhalten oder Einstellung im Leben verändert?
Zurück zum Themen-Special "Angehörige"Ich selber bin gynäkologischer Onkologe an einem sehr großen zertifizierten Brustzentrum und arbeite in einem onkologischen Schwerpunktkrankenhaus. Für mich ist die psychoonkologische Betreuung der Patientinnen im Rahmen der Gesamtversorgung ein ganz wichtiger, zentraler Aspekt. Es bedeutet dort in der Wahrnehmung oder in der Selbstverständlichkeit hat sich bei mir wenig verändert. Man muss allerdings sagen, dass ein Mensch, der plötzlich selber betroffen ist, selbst wenn er schon seit vielen Jahren professionell onkologisch, aber auch psychologisch arbeitet, plötzlich die Medaille von einer anderen Seite kennenlernt. Denn da ist es so, dass man eben nicht mehr Emotionen ausschalten kann, sondern da geht es an das eigene Eingemachte. Und das war eine Erfahrung, die war für mich im Nachhinein extrem wichtig und extrem wertvoll, auch im Umgang mit meinen täglichen Patienten. Weil ich den Eindruck habe, dass ich mich noch besser in die Patientensituationen reindenken und hineinfühlen kann.
Andreas Cramer