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Weitere InformationenOffenheit im Umgang mit der Diagnose
Kinder haben ein absolutes Gespür für die Krise. Und sie kamen rein, und die beiden Großen merkten sofort, dass irgendetwas nicht stimmt. Und meine Tochter, die eine sehr rationale Persönlichkeit hat, hat wirklich zielgenau drei Fragen gestellt und war am Punkt. Und dann haben wir den dreien das erzählt. Und das war natürlich ein großer Schreck und eine große Benommenheit. Eine große Trauer auch. Sie haben erst mal die Angst, dass sie womöglich in ihrem sozialen Umfeld gehänselt werden. Mein Appell an alle Menschen, die diese Diagnose gestellt bekommen: Ganz wichtig, frühestmöglich outen, herumerzählen. Ich habe es klassisch gemacht. Ich habe der Bäckereifachverkäuferin an der Ecke gesagt: Pass auf, meine Frau hat Leukämie, erzähl's nicht weiter. Und dann hat es 48 Stunden gedauert und dann wussten es alle. Und man bekommt dann mal ein paar Tage lang lästige Anrufe. Weil Menschen glauben, sich mit einem darüber unterhalten zu müssen. Und dann die onkologischen Geschichten der Nachbarn, der Freunde und der Freundesfreunde erzählen. Da muss man konsequent sein und muss das alles abwürgen. Aber ein Mensch vergisst auch schnell wieder. Und wenn der Reiz des Neuen weg ist und wenn es alle wissen, dann macht es irgendwann keinen Spaß mehr, darüber zu reden. Und das ist mittel und langfristig im Umgang mit der Situation wertvoll. Wenn man versucht, eine Diagnose vom sozialen Umfeld zu verstecken, dann brodelt das immer im Untergrund. Und da leiden auch die Kinder dran. Weil natürlich dann auf dem Schulhof hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird. Das Erste, was ich gemacht habe, ich bin zu den Lehrern gegangen, habe ihnen davon berichtet, habe sie gebeten, ein Auge auf meine Kinder zu halten und habe ihnen die Erlaubnis gegeben, auch in den Klassen selbst von der Erkrankung meiner Frau über die ganze Klasse hinweg zu berichten, sodass innerhalb von zwei Tagen diese Diagnose auch im sozialen Umfeld meiner Kinder durch war. Und ich glaube, das war für meine Kinder eine große Erleichterung.
Andreas Cramer